Vom Kursaal zur Kirche: Geschichte und Fotos der atypischen Christuskirche in Putbus auf Rügen, einem staatlich anerkannten Erholungsort
Wie und wann ist die Schlosskirche von Putbus entstanden?
1844 begann der Bau eines Kursaales nach den Plänen der Herren Stüler und Steinmeyer,
vier Jahre nachdem Putbus zur selbständigen, kirchlich verfassten Gemeinde wurde
(Kirchgemeinden sind die unterste Gliederungsebene der Landeskirchen).
Ein Kursaal ist ein repräsentatives Mehrzweckgebäude mit Kur-Architektur
und Kur-Funktion,
das oft das gesellschaftliche Zentrum eines Kurortes markierte.
Der Saal wurde an die Stelle des baufälligen Vorgängers gesetzt,
dem 1817/1818 errichteten Putbusser Pavillion.
Vor 1840 gehörte Putbus zur Kirchgemeinde Vilmnitz und besaß keine eigene Kirche. Die Bürger der neuen Kirchgemeinde Putbus forderten jetzt eine eigene Kirche, weswegen zunächst das Putbusser Theater zur Kirche umgebaut werden sollte. Weil dieses Vorhaben auf den Widerstand der Einwohner stieß, wurde in den Jahren 1891/1892 schließlich der Putbusser Kursalon geändert.
Für den Umbau wurden die Obergeschosse des Kursalons abgerissen und ihre zum Tanzsaal offenen Arkaden (von Säulen getragene Bogen) in Fenster umgewandelt. Es entstand ein dreischiffiger Kirchenraum. Der Trakt, der an der rückwärtigen Seite des Gebäudes liegt, ist unterkellert. Während der Nutzung als Kur-Gebäude befanden sich in diesem Teil Spielsäle, Wirtschaftsräume und die Wohnungen der Bediensteten.
Der ursprünglich gleichgestaltete Nord-Flügel an der entgegengesetzten Schmalseite wurde großteils abgebrochen und zur Eingangshalle umgebaut, zudem mit zwei Turmgeschossen versehen. Einst waren hier eine Konditorei und wahrscheinlich der offizielle Aufgang zu den Obergeschossen untergebracht.
1892, am Reformationstag, wurde die Kirche geweiht und am 12. Juli des Folgejahrs läuteten erstmals die Glocken dieser vom Kursaal umgebauten Kirche.
Welche Ausstattung hat diese Putbusser Kirche?
Zur Ausstattung der Kirche gehören Leuchter, die aus dem Schlossbrand vom 23. Dezember 1865 geretteten werden konnten, das Kreuz und das Altarbild des italienischen Malers Daniel Cresp, außerdem zwei hölzerne Plastiken. Die Orgel wurde 1892 von Barnim Grüneberg in Stettin gefertigt.
Auf der Kanzel befindet sich das fürstliche Wappen mit dem lateinischen Wahlspruch noli ire, fac venire
,
den man vielleicht als taktisches Gebot übersetzen kann: Gehe nicht [du zu ihnen, sondern] mach[, dass sie zu dir] kommen
–
ein spirituelles Feuer entfachen, selber einen Anziehungspunkt
oder eine weltliche Abhängigkeit schaffen statt in anderen Orten vereinzelt und ineffizient missionieren, vorleisten oder bittstellen zu müssen.
In diesem Sinn wird der Spruch m.M.n. heute noch verwendet (Twitter-Suche).