Wie man erfolgreich Bernstein an der Ostseeküste der Insel Rügen findet und was man bei der Bernsteinsuche falsch machen kann
Was ist Bernstein?
Der Name Bernstein entstammt dem mittelniederdeutschen Börnsteen und meint Brennstein. Bernstein ist der Oberbegriff für fossiles Harz, das 260 Millionen Jahre alt sein kann. Der Begriff Bernstein bezeichnet heute alle fossilen Harze, die älter als eine Million Jahre sind. Bernstein wurde in der Ur- und Frühgeschichte als Anzünder genutzt oder zu Schmuck und Kunstgegenständen verarbeitet.
Welche ist die beste Jahreszeit für die Bernsteinsuche?
Herbst und Frühling sind die besten Jahreszeiten, um Bernstein an der Ostseeküste zu sammeln. Durch das Abkühlen der salzigen Ostsee steigt die Wasserdichte und der Bernstein fängt an über dem Meeresgrund zu schweben. Die optimale Wassertemperatur liegt bei 4 Grad Celsius; dann hat das Wasser die höchste Dichte und der Bernstein löst sich vom Meeresgrund und wird bei günstigen Verhältnissen – meist nach einem Sturm – an den Ostseestrand gespült.
Zwischen den ersten Herbststürmen und bis in den Frühling hinein stehen die Chancen auf Bernsteinfunde sehr gut.
Beachten Sie dabei die Windrichtung und Strömung.
Starke Strömung und günstige Wellen transportieren den Bernstein zusammen
mit Treibgut, Muscheln, Seetang und Holzresten – dem sogenannten Rollholz – an den Ostseestrand.
Auch wenn fast alle meteorologischen Verhältnisse wie Windrichtung und Temperatur stimmen:
Eine ablandige Strömung kann dafür sorgen, dass der Strand klinisch rein
bleibt.
Findet man Bernstein besser am Tag oder bei Nacht?
Hier scheiden sich die Geister: Einige Bernsteinsucher schwören auf die frühen Morgenstunden, weil kurz nach Sonnenaufgang noch keine Urlauber oder Strandgänger unterwegs sind. Andere Bernsteinsucher bevorzugen die Dunkelheit, um mittels guter UV-Taschenlampen herumliegende Bernsteine leuchten zu lassen. Das ultraviolette Licht (Schwarzlicht) lässt Bernstein je nach Beschaffenheit grün- bis gelblich schimmern. Je klarer ein Bernstein ist, umso grünlicher leuchtet der Stein unter UV-Licht. Verwitterte Bernsteine schimmern hingegen gelblich.
Welche Hilfsmittel gibt es für die Bernsteinsuche?
Gerade nach starken Stürmen lohnt sich der Einsatz von Keschern, weil die Steine den Strand zum Großteil (80%) gar nicht erreichen. Mit Hilfe eines Bernstein-Keschers und angezogen mit einer Wathose kann man die treibenden Bernsteine aus der Ostsee fischen. Für die Nachtsuche sollten eine gute UV-Lampe sowie eine UV-Schutzbrille zu Ihrer Ausrüstung gehören.
Wie unterscheidet man Bernstein von Phosphor sicher?
Optisch sind Bernstein und Phosphor nahezu identisch und können leicht verwechselt werden. Ein wichtiger Hinweis auf Phosphor ist jedoch sein Gewicht: Ein Stück Phosphor ist deutlich schwerer als ein gleich großes Stück Bernstein.
Gefährliche Funde auf Rügen: Auch an den Stränden von Rügen, beispielsweise in Thiessow, wurden bereits Phosphorstücke gefunden. Da Phosphor hochentzündlich ist, ist es äußerst wichtig, Funde am Strand nicht einfach in die Tasche zu stecken. Phosphor entzündet sich unter Kontakt mit Sauerstoff bei 20-40 °C selbst, wobei er dann mit einer bis zu 1.300 °C heißen Flamme unter starker Entwicklung weißen Rauchs brennt.
Der Salzwassertest: Ein einfacher und sicherer Weg zur Unterscheidung
- Salzlösung anrühren: Mischen Sie 130 Gramm Salz in einem Liter Wasser.
- Fundstück einlegen: Geben Sie Ihr Fundstück vorsichtig in die Salzlösung.
- Bernstein: schwimmt bzw. schwebt in der Salzlösung.
- Phosphor: sinkt sofort auf den Boden.
Auswertung:
Was tun wenn man doch ein Stück Phosphor in die Hosentasche gesteckt hat?
Als schnell verfügbares Löschmittel kommt nur Sand infrage!
Falls ein vermeintlicher Bernstein plötzlich zu rauchen beginnt, ist der Rauch gefährlich und darf keinesfalls eingeatmet werden. Brennender Phosphor kann ausschließlich mit Sand oder speziellen Feuerlöschern gelöscht werden. Es ist jedoch ratsamer, Abstand zu halten, das Material kontrolliert abbrennen zu lassen. Nach Kontakt mit weißem Phosphor sollte umgehend(!) ein Arzt aufgesucht werden, da die Symptome einer Vergiftung oft erst Tage später auftreten.
Wie kann man Bernstein auf Echtheit prüfen?
- Bernstein schwimmt in einer gesättigten Salzlösung (170 Gramm Salz in 1 Liter Wasser)
- Bernstein lässt sich elektrostatisch aufladen, sofern Sie ihn mit Wolle oder Seide reiben. Der Stein zieht dann kleinste, abgerissene Papierstückchen an
- Bernstein leuchtet unter UV-Licht je nach Beschaffenheit grün- bis gelblich
- Bernstein reagiert unempfindlich auf Nagellackentferner
- Bernstein ist wesentlich leichter als ein gleichgroßer Stein
In vielen Schmuckläden gibt es superklaren Bernstein, ist das echter Natur-Bernstein?
Nein.
Diese Schmuckstücke bestehen aus Natur-Bernsteinresten, die zu Bernsteinpulver vermahlen werden und dann unter hohem Druck und hohen Temperaturen zu
einer Bernsteinmasse verschmolzen und gepresst werden.
Nach dem Erkalten entsteht ein klarer, sehr fester Stein.
Dieser auch als Pressbernstein bekannte Stein wird leider immer wieder als echter Bernstein
bezeichnet,
da das Ausgangsprodukt ja schließlich Bernstein war.
Dieser künstlich erzeugte Bernstein hat mit echtem Naturbernstein nicht mehr viel gemein. Typische Eigenschaften sind verloren gegangen. So besitzen der Pressbernstein keine natürlichen Einschlüsse mehr und bei der Herstellung gingen ätherischen Duftstoffe verloren, die man z.B. beim Bearbeiten von echten Bernstein riechen kann.