Infos und Fotos zur achteckigen Kapelle in Vitt im Norden Rügens, einem Wahrzeichen Kap Arkonas, nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels
Wie enstand die achteckigen Kapelle von Vitt auf der Insel Rügen?
Die achteckige Kapelle von Vitt befindet sich oberhalb des gleichnamigen Fischerdorfes. Der Name leitet sich wahrscheinlich aus dem Wort Vitten ab. Vitten waren die mittelalterliche Bezeichnung für Handels- und Anlandeplätze, wo gefangener Fisch verarbeitet wurde.
Da keine Gründungsurkunde existiert, ist das genaue Alter des Dorfes unbekannt. Laut Berichten des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus habe Vitt schon im 10. Jahrhundert als Fischer- und Handelshafen zur slawischen Jaromarsburg am Kap Arkona gehört.
Pastor Ludwig Gotthard Kosegarten (1758–1818), der seinerzeit im nahen Altenkirchen tätig war, vermisste regelmäßig die Vitter Fischer bei seinen Predigten. Da die Fischer in der Heringsfangzeit arbeitsbedingt nicht nach Altenkirchen kamen, musste der Pastor zu den Fischern ans Steilufer des Kap Arkona wandern und dort Uferpredigten unter freiem Himmel durchführen.
Aufgrund der Wetter-Abhängigkeit und auf Anregung des Pastors, begann anno 1806 der Bau einer Kapelle in Vitt nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. 1816 fertig gestellt, besaß die neue Kapelle 8 Wände und ein Holzschindeldach, das heute nicht mehr existiert und durch ein Reetdach ersetzt wurde (auf Rügen Schilfdach genannt).
Schinkel war ein preußischer Architekt, der den Klassizismus und den Historismus entscheidend mitgestaltete. Viele Gebäude und Gebäudeteile gehen auf seine Entwürfe zurück, z.B. der Mittelturm des Jagdschlosses Granitz.
Letztendlich ermöglichte die Kapelle den Fischern, gleichzeitig den Predigten des Pfarrers beizuwohnen und immer einen Blick auf das Meer zu haben.
Was ist mit der Wandfarbe passiert?
Die weiß-leuchtende Vitter Kapelle ist neben den Leuchttürmen ein beliebtes Fotomotiv und damit ein Wahrzeichen für das Kap Arkona im Norden Rügens geworden. Die Wände der Kapelle hatten ursprünglich aber eine andere Farbe.
Nach einer Bauberatung und Untersuchung stellte man fest, dass die Ursprungsfarbe ein erdiger Terracotta-Ton sei. Darum entschied der Kirchengemeinderat 2017, die Kapelle nach Jahrzehnten wieder Terracotta-farben statt in Weißtönen zu präsentieren. Einwohner und Gäste protestierten gegen diese Entscheidung.
Wie ist die Kapelle in Vitt aufgebaut und eingerichtet?
Das Innere der lichtdurchfluteten achteckigen Uferkapelle ist sehr schlicht gehalten.
Ein Kanzelaltar und ein gusseisernes Kruzifix schmücken die kleine Kapelle.
Über dem Altar befindet sich eine Kopie des Bildes Petrus auf dem Meer
von Philipp Otto Runge,
einem 1777 in Wolgast (Schwedisch-Pommern) geborenen und 1810 in Hamburg gestorbenen Maler (Tuberkulose).
Pastor Kosegarten gab das Altarbild 1805 bei ihm in Auftrag.
Leider handelt es sich bei diesem Gemälde nicht um das Original,
dieses blieb im Besitz der Kunsthalle Hamburg.
Im Jahr 1990 entstand das Wandgemälde Menschen im Sturm
des italienischen Künstlers Gabriele Mucci.