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Neue „Touristenattraktion“ vor Rügens Küste: LNG-Plattformen für große Tanker

Geplant: 5 Kilometer vor der Küste der Insel Rügen sollen Plattformen für große Gas-Tanker entstehen

Der 288 Meter lange und 44 Meter breite Gastanker „Cool Voyager“ mit rund 155.000 Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) auf Reede vor Insel Rügen.

288 Meter langer und 44 Meter breiter Gastanker „Cool Voyager“ ankert vor der Insel Rügen

Derzeit herrscht ja schon reges Treiben auf der Ostsee zwischen Rügen und Lubmin (Landkreis Vorpommern-Greifswald): Entgegen früherer Pläne kommt jetzt Flüssiggas aus den USA nach Lubmin und so liegt aktuell die „Cool Voyager“ mit rund 155.000 Kubikmeter flüssigem Erdgas (englisch Liquefied Natural Gas oder kurz L.N.G.) vor Rügen auf Reede.

Was ist flüssiges Gas (LNG) und wozu?

LNG ist hochreines Erdgas mit einem durchschnittlichen Brennwert von 11,6 kWh/m³. Mit rund 98 Prozent ist der Methangehalt überdurchschnittlich hoch. Das Flüssigerdgas bietet sämtliche Vorteile von gasförmigen Erdgas und kann als Heizenergie, zur Stromerzeugung oder als reichweitenstarker Kraftstoff verwendet werden. Es ist farblos und ungiftig. Produziert wird es, indem Erdgas auf minus 161 bis 164 Grad Celsius gekühlt wird.

– wirbt der Lobbyverband Zukunft Gas e.V. (gas.info)

Durch extremes Abkühlen wird das Gasvolumen um das 600-fache reduziert, was mehr verkaufbares Gas pro Fahrt bedeutet. Flüssiggas ist für einen wirtschaftlichen Transport über weite Strecken also sehr zweckmäßig.

Diese Aufnahme zeigt das Umpumpen von Erdgas auf den unter spanischer Flagge fahrenden Erdgastanker Seapeak-Hispania.

Umpumpen von Erdgas auf den Erdgastanker Seapeak-Hispania (aktuell unter spanischer Flagge vor Rügen)

Wie kommt das Flüssiggas vom Schiff ans Land?

Das Flüssiggas, das von der Cool Voyager angeliefert wurde, wird im Augenblick zum 280 Meter langen und 43 Meter breiten Erdgas-Tanker Hispania (Reederei Seapeak) umgepumpt. Anschließend werden kleinere Shuttle-Schiffe das Gas durch den flachen Greifswalder Bodden zum eigentlichen Industriehafen-Terminal in Lubmin transportieren.
Der Shuttle-Transport soll entfallen, sobald spezielle Plattformen für die großen Tanker zum kommenden Winter errichtet wurden: Das Gas werde dann von der Plattform über eine Unterwasser-Pipeline direkt nach Lubmin gepumpt.

Einige werden sich über den Anblick der riesigen Meer-Giganten freuen, die nun alle zwei Monate vor der Insel Rügen eintreffen und den deutschen Energiemix mit Flüssiggas bereichern. Getrübt wird die Freude natürlich vom Anlass solcher LNG-Lieferungen und neben den LNG-Kosten existieren auch Umweltbedenken hinsichtlich der US-amerikanischen Erdgas-Gewinnungsmethoden – dem so genannten Fracking. Außerdem gehöre die Schifffahrtbranche zu den weltweit größten Klimasündern: Die Gas-Wirtschaft preist LNG daher auch als alternativen Schiffstreibstoff (laut NABU bzw. ICCT aber klimaschädlicher als Marinediesel).

Was ist „Fracking“?

Sprachlich ist Fracking eine englische Verkürzung von Hydraulic Fracturing („Aufbrechen mittels Wasserdruck“). Es ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe man an tief eingeschlossenes Erdöl und Erdgas gelangt. Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mehrere Hundert Meter tief ins Gestein gepresst, um in tief liegenden Gesteinsschichten an das Gas heranzukommen. Einher geht diese Methode mit dem Risiko der Verunreinigung von Grund- und Trinkwasser, erhöhten Lärm- und Luftemissionen und großem Flächenverbrauch. In Deutschland ist dieses Verfahren noch verboten.