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Riesendrohne über Mukran – Hightech-Transporter oder Spion im Anflug?“

Testdrohne CW30 über den Hafen von Mukran

RWE-Testdrohne CW30 über den Hafen von Mukran

Eigentlich wollte ich am Hafen von Mukran den imposanten Schwimmkran Svanen fotografieren. Doch während ich durch den Sucher schaute, hörte ich plötzlich ein lautes Surren in der Luft. Zuerst dachte ich an eine normale Drohne, doch beim genaueren Hinsehen war klar: Das war kein kleines Hobbygerät. Mit Hilfe meines Teleobjektivs konnte ich eine riesige Drohne am Himmel ablichten – ein Anblick, der sofort Staunen auslöste.

Frontansicht der CW30 im Flug

Frontansicht der CW30 im Flug

Kein Wunder: Das Fluggerät hat eine Spannweite von rund vier Metern, ist über zwei Meter lang und kann bis zu 700 Kilometer weit fliegen. Produziert wurde es vom amerikanischen Hersteller Skyways (siehe skyways.com ).

Auftanken der CW30 im Hafen Sassnitz/Mukran

Auftanken der CW30 im Hafen Sassnitz/Mukran

Auffällig war außerdem die Kennzeichnung ,Experimental‘, die darauf hinweist, dass es sich vermutlich um eine Einzel-Sonderzulassung als Testflugzeug bzw. Testdrohne handelt, sowie die US-Flagge, mit der der Hersteller die Drohne zusätzlich markiert hat.

Ein Hingucker im Hafen von Mukran

Auch andere Beobachter berichteten von dem außergewöhnlichen Start im nicht öffentlich zugänglichen CTV-Hafen. Trotz der abgeschotteten Location ließ sich ein solches Fluggerät nicht übersehen. Schnell machte die Sichtung in den sozialen Medien die Runde, begleitet von Spekulationen, ob es sich um einen amerikanischen Testflug – oder gar eine Spionagedrohne – handelte.

Testlauf für Offshore-Windparks

Die Auflösung kam bald: Die Drohne ist für den Offshore-Windpark Arkona im Einsatz, rund 35 Kilometer vor der Küste Rügens. RWE testet derzeit in Mukran im Rahmen eines dreiwöchigen Pilotprojekts den Einsatz sogenannter Cargo-Drohnen. Ziel ist es, Materialien schneller und effizienter zu den Windkraftanlagen auf See zu bringen. Bisher übernehmen diese Transporte Crew Transfer Vessels – kleine Schiffe, die Personal und Technik hinausfahren.

Mit einer Traglast von rund 13,6 Kilogramm kann die Drohne zwar keine großen Maschinen transportieren, aber für Ersatzteile oder Werkzeuge ist sie ideal – und deutlich sparsamer unterwegs als ein Schiff. Hier mal die Drohne im Flug (Video): https://www.youtube.com/watch?v=BBpL_nZ8dDY

Hybridtechnik im Einsatz

Besonders interessant: Bei dem Modell handelt es sich um eine sogenannte Hybriddrohne. Der Verbrennermotor dient im Prinzip nur dem Vorschub im Horizontalflug. Für den Start, das Schweben und die Feinsteuerung werden dagegen die Außenpropeller elektrisch betrieben. In Mukran wurde offensichtlich auch der Direktantrieb der Propeller über den Verbrenner getestet – ein spannender Einblick in die Weiterentwicklung moderner Drohnentechnik.

Forschung und Perspektiven

Der Ansatz ist nicht neu: Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet gemeinsam mit Energieversorgern an Konzepten für den Drohnentransport auf See. In einem internationalen Wettbewerb setzte sich kürzlich eine belgische Drohne namens „Orca“ durch, die sogar eigenständig andocken kann. Die Hoffnung: Kosten senken, Sicherheit erhöhen und die Zuverlässigkeit der Offshore-Stromproduktion verbessern.

Zwischen Fortschritt und Sicherheit

Doch die Technik wirft auch Fragen auf. Denn Drohnen spielen längst nicht nur bei Logistik und Forschung eine Rolle, sondern auch in der Sicherheitspolitik. Die Marine warnt schon länger vor der Gefahr von Ausspähungen durch Drohnen über maritimer Infrastruktur. Erst kürzlich wurden über Windparks in Mecklenburg-Vorpommern illegale Flüge registriert – teils weit draußen auf der Ostsee.

Fazit: Zukunft am Himmel über Rügen

Für mich war es ein Zufallstreffer mit der Kamera – und ein faszinierender Einblick in die Zukunft der Offshore-Logistik. Riesendrohnen wie die in Mukran könnten bald zum Alltag vor der Küste gehören. Ein wenig futuristisch wirkt es schon, wenn über dem Hafen plötzlich ein Fluggerät mit vier Metern Spannweite brummt. Doch bei all den Chancen bleibt ein Rest Unbehagen: Ist es immer nur Hightech für die Energiewende – oder manchmal auch ein stiller Blick aus der Luft?