30 Gäste dürfen die vor Rügen gelagerte Insel Vilm (einst Honeckers Urlaubsort) bei einer anmeldepflichtigen geführten Exkursion besichtigen
Was ist das Besondere an der Insel Vilm und wo liegt sie?
Der Vilm ist eine zirka 2,7 Kilometer lange und 94 Hektar große Ostsee-Insel mit einer einmaligen Flora, Fauna und DDR-Vergangenheit.
Die Insel gehört zur Stadt Putbus auf Rügen
und liegt mit ungefähr 2,5 Kilometer Entfernung (statt den häufig genannten 3 Kilometern) vor der rügenschen Südküste.
Der Abstand zum Festland Vorpommerns beträgt gute 20 Kilometer.
Die Insel Vilm befindet sich im Rügischen Bodden
– einem flachen Küstengewässer und Teil des Greifswalder Boddens.
Drei Inselkerne definieren die Insel Vilm: Kleiner Vilm, Mittelvilm und Großer Vilm,
wobei letzterer die höchste Erhebung mit 37,8 Metern über dem Meeresspiegel aufweist.
Seit 1990 ist die Insel eine der Kernzonen des
Biosphärenreservates Südost-Rügen
und kann nur nach Voranmeldung und unter Leitung eines Guides bei einer Vilm-Exkursion
erkundet werden.
Den Besuchern begegnet dann eine Welt aus Steilküsten und Buchten, satten Wiesen und idyllischen Wäldern mit über 21 Baumarten.
Dazu zählen neben Bergahorn und Stieleiche, Rot- und Hainbuche auch Wildbirne und Weißdorn.
Laut einem Waldexperten sollen die ältesten Bäume, vor allem die Eichen oder Buchen,
das 16. Jahrhundert wohl schon miterlebt haben.
1812 wurde der letzte Baum von Menschenhand auf der Insel Vilm gefällt.
Aufgrund der verschiedenen Vegetationsbereiche bietet die Insel Vilm auch vielen Tieren Lebensraum. So trifft man im Inselwald Gänsesäger und Waldkäuze, Brandgänse und Uferschwalben am Steilufer sowie Kormorane und Graureiher im Boddenbereich. Aber auch Rehe, Füchse, Stein- und Baummarder sind auf der Insel Vilm anzutreffen.
Die Insel bietet über 500 oftmals seltene Farn- und Blütenpflanzen, wie zum Beispiel Leberblümchen, Lerchensporn, Bärlauch, Wiesen-Lieschgras, Schwalbenwurz und Steinbrech, Natternzungengewächse, Stranddreizack und Milchkraut. Der Wald der Insel Vilm zählt somit zu den wenigen echten Urwäldern Europas und dürfte mit über 500 Jahren einer der ältesten Wälder Deutschlands sein.
Wie kann man die Insel Vilm besuchen?
Sie können die natur- und kulturhistorisch spannende Insel Vilm bei einer Exkursion entdecken:
Fahrgastreederei Lenz e.K.Telefon: 038301–61896
Fax: 038301-61874
- maximal 60 Gäste täglich mit maximal 30 Gästen pro Tour dürfen die Insel Vilm besuchen
- Führungsdauer zwischen 2,5 bis 3 Stunden mit Hin- und Rückfahrt
- Führung beinhaltet einen Fußmarsch von 3 Kilometern
- Kurzzeit(!)-Parkplätze befinden sich außreichend im Hafenort Lauterbach: der große Parkplatz ist ca. 5 Gehminuten vom Schiffsanleger entfernt
- Teilnahmegebühr wird bei Führungsbeginn auf dem Motorschiff
Julchen
bar entrichtet - 20 € pro Erwachsenen, 10 € pro Kind zwischen 4–12 Jahren (Stand August 2022)
Übrigens: Ab Mai ist das Gebiet um die Insel Vilm ein beliebter Hornfischangelplatz im Greifswalder Bodden.
Woher stammt der Name Vilm?
Der Name der Insel Vilm leitet sich vom altwestslawischen Wort ilumu ab und bedeutet Ulmenhain, verweist also auf ein kleines Wäldchen mit Ulmenbäumen. Die Ulme galt im Glauben der Slawen als Schützerin vor bösen Geistern. Diese machten anscheinend immer einen Bogen um die Insel Vilm.
Welche Geschichte hat die Insel Vilm?
- 8000 vor Chr.: der Bereich Vilm bildet sich aus eiszeitlichen Moränen (von Gletschern transportiertes Material, vom französischen moraine für Geröll). Laut Funden aus der Mittel- und Jungsteinzeit war die Insel Vilm schon in der Steinzeit besiedelt. Davon zeugen auch die Überreste eines jungsteinzeitlichen Hünengrabes im Bereich des Großen Vilms
- 1000 vor Chr.: Vilm trennt sich von der Insel Rügen
- . . .
- 1000:
die Seeschlacht bei Svold findet statt – eine entscheidende Seeschlacht der Wikingerzeit
in den Boddengewässer vor der Insel Vilm:
Die Schlacht fand zwischen dänischen Truppen unter König Sven Gabelbart und schwedischen Truppen unter König Olof Skötkonung, unterstützt von abtrünnigen Norwegern unter Erik Håkonsson auf der einen, und christlichen Norwegern unter König Olav Tryggvason auf der anderen Seite am 9. September 1000 in der Ostsee statt. Sie endete mit der vollständigen Niederlage Olav Tryggvasons. Norwegen wurde zwischen Schweden und Dänemark aufgeteilt.
- 1249: erste urkundliche Erwähnung der Insel; sie befindet sich im Besitz des Hauses zu Putbus, ein Uradelsgeschlecht westslawischer Herkunft und Teil des rügischen Fürstenhauses
- 1304: Veränderungen nach einem Ostsee-Sturmhochwasser – der Allerheiligenflut; welche Veränderungen das sind, wird leider nicht überliefert
- 1527: der letzte große Holzeinschlag findet statt: 60 Bäume dürfen stehen bleiben, sie dienen als Schutz und Nahrungsquelle für das Weidevieh
- 1810:
Caspar David Friedrich malt die
Landschaft mit Regenbogen
und schafft damit ein künstlerisches Denkmal der Insel Vilm - 1812: der letzte Baum auf der Insel Vilm wird von Menschenhand gefällt, es ist nunmehr verboten
- 1928 / 29: ein großes Eisschollentreiben findet statt; die Eisschollen stapeln sich durch starken Ostwind an der Küste der Insel
- 1913:
die Insel Vilm wird am 2. Dezember Teil eines 171 Hektar umfassenden Naturschutzgebietes,
das 1990 im Rahmen des Nationalparkprogramms der DDR zum
Biosphärenreservat Südost-Rügen
erweitert wird. Außerdem ist sie nach EU-Recht Europäisches Vogelschutzgebiet und FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) - 1959–1989: die Insel ist beliebtes Erholungsziel von Regierungsmitgliedern der Deutschen Demokratischen Republik. Für den Normalbürger ist die Insel unerreichbar
Was hat es mit der ‚verschwundenen‘ Insel Vilm auf sich?
Urlauber, die zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik am
Hafen von Lauterbach standen,
wunderten sich oft über eine augenfällige, bewaldete Insel in 2,5 Kilometer Entfernung.
Die Einheimischen mussten erklären, was es mit dieser Insel auf sich habe:
Man sehe dort die Insel Vilm
,
offiziell ein gesperrtes Schutzgebiet für die empfindliche Natur, inoffiziell ein Schutzgebiet für die empfindliche Natur der DDR-Eliten.
Seit 1959 nutzten Mitglieder des DDR-Ministerrates wie Erich Honecker, Erich Mielke oder Walter Ulbricht die Insel zur privaten Erholung.
Normale Bürger durften die Insel Vilm nicht betreten.
Unsere Urlauber konnten die Insel Vilm gar nicht kennen: Auf Tourismuskarten der DDR gab es diese Insel nicht, sie war verschwunden.
Im Jahr 1967 erhielt die Putbusser Druckerei von oberster Stelle
den Auftrag,
die Insel Vilm von allen Landkarten zu entfernen.
Einheimischen erzählte man, wie oben erwähnt, dass die Insel aus Naturschutzgründen nicht zugänglich sei.
Jeder, der zu dieser Zeit auf Rügen wohnte, wusste,
dass die Insel von der Regierung in Beschlag genommen wurde
und den Mitarbeitern des Ministerrats als Urlaubsdomizil diente.
Reisten hochrangige Politiker in den Sommermonaten an, dann wurden Straßen gesperrt.
Reguläre Polizei und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (ugs. Stasi) standen an kritischen Bereichen,
um diese Politiker vor den Blicken der Einheimischen abzuschotten.
Die Insel Vilm wurde über das gesamte Jahr von 12 Wachmännern im Schichtdienst bewacht.
Gärtner und ein ausgesuchtes Küchenpersonal sorgten jederzeit für das Wohl angereister Gäste.
War Erich Honecker Stammgast auf der Insel Vilm?
Tatsächlich war der höchste und wichtigste Funktionär der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik,
Erich Honecker, nur zweimal mit seiner Frau Margot und dem Enkelsohn Roberto auf der Insel Vilm.
Das lag an Margot Honecker, die Ministerin für Volksbildung war und mit Gatte
auf die Ostseeinsel reiste.
Erich Honecker und anderen Mitgliedern des Staatsrates der DDR stand eigentlich das luxuriöse Erholungsheim Baabe
zur Verfügung
– das jetzige Cliff-Hotel
.
Dieses eher modernen westlichen
Hotels entsprechende Erholungsheim
bot seinen Gästen eine ruhige Lage am großzügigen feinsandigen Ostseestrand
und einen spektakulären Ausblick auf die Ostsee und den Selliner See.
Zum Privatstrand gelangten die Gäste des Baaber Erholungsheims mit einem Doppelaufzug.
Und wenn einmal kein Strandwetter herrschte, nutzten die Gäste das 25-Meter-Schwimmbecken.
Was ist der Waschstein
an Insel Vilms Küste?
Der Waschstein ist ein so genannter Findling, also ein großer Stein,
der von Gletschern während der Eiszeiten zu seinem aktuellen Ort transportiert wurde
(siehe auch Findlinge Rügen).
Der unter der Geotopnummer G2_092
gelistete Findling Waschstein
liegt am Westufer von Mittelvilm (Totalreservat und einer der drei Inselkerne neben Groß- und Klein Vilm).
Er befindet sich ca. 20 Meter vom Ufer entfernt, dabei liegen 30 Zentimeter des Steins im Wasser. Der aus Granit bestehende Findling ist 2,8 Meter lang, 2,2 Meter breit und 2,1 Meter hoch und hat ein Volumen von 9 Kubikmetern. Nach einer Sage wurden Meerjungfrauen am Stein gesehen; ein Schwan holte hier Babys ab und brachte sie in die umliegenden Gehöfte.