Der Dampflok-betriebene „Rasender Roland“ fährt seit 1895 und ist Deutschlands älteste aktive Schmalspurbahn und eine beliebte Attraktion auf Rügen
Woher stammt der Name Rasender Roland
?
Viele Ferien- und Erholungsheime des früheren Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds auf der Insel Rügen waren hauptsächlich Arbeitern und Angestellten wichtiger Wirtschaftsbereiche der Deutschen Demokratischen Republik vorbehalten. Diese beliebten Plätze wurden staatlich vergeben, beispielsweise an die sächsischen und thüringischen Kumpel des Bergbauunternehmens SDAG Wismut, das Uran im Erzgebirge abbaute – einer der wenigen volkswirtschaftlich relevanten Rohstoffe auf eigenem Boden für den Export in die Sowjetunion. Schutzheiliger dieser Bergleute war der Roland.
Weil die Geschwindigkeit der Kleinbahn maximal 30 km/h betrug und
der Bergmann seinen Schutzpatron immer bei sich hat,
scherzte man irgendwann über die Kleinbahn als rasenden Roland
.
Welche Strecke fährt die Rügensche Kleinbahn?
Die Kleinbahn verbindet die Mole in Lauterbach mit der bekannten Fürstenstadt Putbus, den Orten Beuchow, Posewald, Seelvitz, Serams, Binz, Jagschloss Granitz, Garftitz, Sellin West, Sellin Ost, Baabe, Philippshagen und dem Ostseebad Göhren.
In welchem Rhythmus fährt der Rasende Roland?
Die Schmalspurbahn fährt zwischen 8 und 21 Uhr in einem 2-Stunden-Takt von Putbus nach Göhren und zurück. In den Sommermonaten wird dieser Takt zwischen dem Ostseebad Binz und Göhren auf das Doppelte erhöht. In Krisenzeiten kam es zu Fahrplanänderungen (Corona-Krise). Dann empfehlen wir vorher über die Hotline-Rufnummer nachzufragen: 038301–884012
Was kostet eine Fahrt mit der Rügischen Kleinbahn?
Die Fahrpreise lagen im Jahr 2020 für eine Einzelfahrt je nach Tarifstufe zwischen 2,20 und 11 Euro für Erwachsene. Kinder zahlen die Hälfte. Familienkarten gibt es tariflich gestuft für Preise zwischen 4,60 und 23 Euro. Detaillierte Preisinformationen finden Sie bei der Bäderbahn:
- Preistabelle der Rügenschen Bäderbahn [PDF-Datei]
Wo und wann bekommt man die Fahrkarten für den Rasenden Roland?
Fahrkarten erhalten Sie an den Fahrkartenausgaben in Putbus, Binz, Sellin Ost, Baabe und Göhren. Bei Zustiegen an anderen Bahnhöfen oder außerhalb der Öffnungszeiten erhalten Sie die Tickets ohne Aufpreis im Zug.
Fahrkartenverkauf | Uhrzeit |
---|---|
Putbus | 09:30–12:15 Uhr und 12:45–18:15 Uhr |
Binz | 09:15–12:45 Uhr und 13:15–18:45 Uhr |
Sellin Ost | 09:30–13:15 Uhr und 13:45–18:15 Uhr [nur Mai bis Oktober] |
Baabe | 09.45–13.15 Uhr und 13.45–18.15 Uhr [nur Juli & August] |
Göhren | 09:15–12:50 Uhr und 13:20–18:00 Uhr |
Hotline-Rufnummer: 038301–884012
Ist die Kleinbahn Rasender Roland
barrierefrei?
Es können Rollstühle bis zu einer Breite von 70 Zentimeter in einem Wagen mit Traglastenabteil befördert werden. Im Normalfall befindet sich mindestens einer dieser Wagen an jedem Zug. Über mobile Rampen kann der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Personenwagen überwunden werden. Die Personenwagen des Rasenden Rolands aber sind nicht barrierefrei, weil sie in den Jahren 1910 bis 1913 gebaut wurden.
Gibt es Führerstandsmitfahrten im Rasenden Roland?
Seitdem die Kleinbahngesellschaft privatisiert wurde, bietet sie Gästen auch Führerstandsmitfahrten an. Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren können gegen Entgelt auf dem Führerstand mitfahren, Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren jedoch nur im Beisein eines Erwachsenen. Tragen Sie festes Schuhwerk und dunkle, lange Kleidung!
- Führerstandsmitfahrt-Anfrage über Telefon 038301–884012 zu den Bürozeiten
- Führerstandsmitfahrt-Anfrage über E-Mail ruegen@pressnitztalbahn.com
Kann man den Rasenden Roland für Sonderfahrten chartern?
Ja, tatsächlich können Sie den Rasenden Roland für Festlichkeiten und Privatfahrten ordern. Das kann sich auf den Traditions-, Salon- oder Speisewagen beschränken. Ein Tagesausflug im eigenen Sonderzug, um den Sie Ihr eigenes Programm gestalten – z.B. einen inszenierten Zugüberfall –, ist ein originelles und unvergessliches Erlebnis für Trauungen oder Geburtstage.
- Charter-Anfrage über Telefon 038301–884012 zu den Bürozeiten
- Charter-Anfrage über E-Mail ruegen@pressnitztalbahn.com
Darf man Hunde im Rasenden Roland mitnehmen?
Ja, der Hund darf Sie während einer Fahrt begleiten, sofern er nicht den betrieblichen Ablauf stört und keine Gefahr für Mitreisende und Mitarbeiter der RüBB sowie Sachen darstellt.
Welche Geschichte hat die Schmalspurbahn Rasender Roland
?
1893–1917:
1893 begann der damals größte deutsche Privatbahnkonzern Lenz & Co. GmbH (Friedrich Lenz und Carl Fürstenberg) einen Bahnbau zwischen Putbus und Binz, um die Ostseebäder zu erschließen. Die Betriebsführung dieser Linie wurde von der 2 Jahre später gegründeten Rügensche Kleinbahnen-Aktiengesellschaft (Rü.K.B.) übernommen, die noch im selben Jahr die erste Lok vom Putbuser Bahnhof nach Binz fahren ließ (21.07.1895).
Bereits im Februar 1896 wurde diese Strecke bis nach Sellin erweitert und später nach Göhren ausgebaut. 1896 entstand auch der Streckenteil Putbus—Garz—Poseritz—Gustow—Altefähr.
1918–1936:
Ende des 1. Weltkriegs 1918 wurde die Marinefliegerstation auf dem Bug bei Dranske angebunden (wie zu Kriegszeiten geplant), 1926 aber wieder rückgebaut. Ebenfalls gab es eine Anbindung zur Verladestation von Wiek, wo Arbeiter Kreide, Rüben und Kohle von den und auf die Schiffe verluden.
Angedacht wurde noch eine Strecke zum ebenfalls geplanten Hafen im Bereich des Kap Arkonas, sie erfuhr nach der Kriegsniederlage aber keine Realisierung. 1918 erstreckte sich das Kleinbahnnetz auf Rügen dann also auf gute 100 Kilometer.
Mit der Eröffnung des Rügendamms am 5. Oktober 1936 und der Schaffung einer Normalspur-Strecke verbesserte sich die Erreichbarkeit Rügens erheblich. Die Trajekt-Schiffe zwischen Stralsund und Altefähr, die die Waggons der Kleinbahn und diverse Waren und Personen beförderten, wurden unnötig. Berliner Schnellzüge konnten die Insel Rügen nun über die Normalspurstrecke erreichen.
1955–1969:
Mitte der 50er Jahre setzte der Tourismus auf Rügen wieder ein. Gäste konnten das Ostseebad Binz mit der Großbahn erreichen, weil es neben einem Kleinbahnhof über einen Normalspurbahnhof verfügte (2 Kilometer von einander entfernt).
Anders verhielt es sich mit den Ostseebädern Sellin, Baabe und Göhren:
Hierfür mussten die Schnellzüge vom Festland nach Putbus geleitet werden,
damit die Fernreisenden in die Kleinbahn Rasender
umstiegen
– täglich 1000 Fahrgäste zu Bestzeiten.
Am 3. Dezember 1967 wurde der Streckenabschnitt Putbus—Altefähr rückgebaut, er galt als unrentabel. Gleiches passierte 1968 und 1969 auch mit der Nordstrecke. Allein der Umstand, dass Urlauber die Ostseebäder Sellin, Baabe und Göhren sowie die Halbinsel Mönchgut nur über 1 Straße erreichten, verhinderte 1976 den geplannten Rückbau der Kleinbahnstrecke Putbus—Binz—Sellin—Göhren. Nur der mäßige Güterverkehr auf Südost-Rügen wurde auf die Straße verlagert.