
Gesammelte Hühnergötter
Wenn du an der Ostseeküste Urlaub machst – sei es auf Rügen, Usedom oder Hiddensee – hast du vielleicht schon einmal nach unten geblickt und plötzlich einen Stein mit einem Loch in der Hand gehabt. Glückwunsch! Du hast einen Hühnergott gefunden – einen echten Küstenschatz mit Geschichte und Mythos.
Was sind Hühnergötter überhaupt?
Hühnergötter sind natürlich entstandene Lochsteine, meist aus Feuerstein (Flint), die durch Wind, Wasser, Salz und Sand über viele Jahre ausgewaschen wurden. Das Loch ist dabei kein menschliches Werk, sondern reine Natur – und genau das macht sie so besonders.
Ein Stück Aberglaube zum Mitnehmen
Der Name „Hühnergott“ stammt aus alten Zeiten: Auf Bauernhöfen hängte man diese Steine in die Hühnerställe, um das Federvieh vor bösen Geistern, Krankheiten oder Hexerei zu schützen. Man glaubte, dass durch das Loch keine Dämonen hindurchkämen – oder zumindest, dass diese sich im Loch verfangen und fernbleiben.
Heute gelten Hühnergötter als Glücksbringer und werden gerne mit nach Hause genommen, aufgehängt oder in den Garten gelegt. Manche sagen sogar, dass man durch das Loch in die Zukunft oder in eine „andere Welt“ blicken kann – probier’s aus!

Feuersteinansammlung am Strand Pritzwald auf der Halbinsel Zudar
Wie groß sind Hühnergötter?
Sie kommen in allen möglichen Größen vor:
- Klein: 2-5 cm – perfekt für die Hosentasche oder als Kettenanhänger.
- Mittel: 5-15 cm – beliebt als Deko oder Glücksbringer für zu Hause.
- Groß: 15 cm und mehr – selten, eindrucksvoll, aber auch schwer zu transportieren.
Achtung: Sehr große Hühnergötter (ab etwa Faustgröße) sind selten – und genau hier kommt der Naturschutz ins Spiel.
Hühnergötter und Naturschutz – was darf man eigentlich mitnehmen?
Die Ostsee hat so einiges zu bieten – frische Seeluft, weite Strände und mit etwas Glück: einen echten Hühnergott! Diese durchlöcherten Steine gelten seit Jahrhunderten als Glücksbringer. Kein Wunder, dass viele Besucher sie mit nach Hause nehmen möchten.
Aber Achtung: Nicht überall ist das erlaubt.
Gerade auf Rügen und Usedom gibt es strenge Naturschutzregeln, die auch fürs Steinesammeln gelten. Hier erfährst du, worauf du achten solltest – und wo du lieber nichts einsteckst.
Kleine Souvenirs ja – große Brocken lieber nicht!

Feuersteine und Hühnergötter im Wasser
Grundsätzlich gilt:
- Einzelne, kleine Lochsteine darfst du in den meisten Fällen mitnehmen – solange du dich nicht in einem Schutzgebiet befindest.
- Große Steine (über ca. 20 cm oder mehrere Kilo) solltest du liegen lassen – sie könnten unter Schutz stehen, vor allem wenn sie Teil einer Steilküste, eines Findlingsfeldes oder geologisch bedeutend sind.
Faustregel:
Wenn du den Stein kaum tragen kannst, solltest du ihn nicht mitnehmen.
Schutzgebiete auf Rügen – wo Sammeln tabu ist
In einigen Gebieten ist das Mitnehmen von Steinen – auch von kleinen Hühnergöttern – verboten. Hier eine Übersicht:
🔹 Feuersteinfelder bei Mukran
Einzigartige schwarze Feuersteine zwischen Prora und Sassnitz.
- Seit 1935 unter Naturschutz.
- Sammeln verboten, Wege dürfen nicht verlassen werden.
🔹 Nationalpark Jasmund
Berühmt für seine Kreideküste, alte Buchenwälder und Fossilien.
Sammeln jeglicher Steine, Fossilien oder Hühnergötter ist nicht erlaubt(!) – auch nicht am Strand unterhalb der Steilküste.
- Nur markierte Wege dürfen genutzt werden.
🔹 Weitere Naturschutzgebiete (NSG)
Rügen hat 28 NSG, darunter:
-
Goor-Muglitz, Schoritzer Wiek, Muglitzer Boddenufer, Zickersche Berge
Hier gilt generell:
🚫 Nichts aufsammeln, mitnehmen oder beschädigen.
🚫 Keine Pflanzen pflücken, keine Tiere stören.
🚫 Kein Feuer, kein Zelten, kein Müll.
- Nur auf den ausgeschilderten Wegen bleiben.
Tipp: Schutzgebiete erkennst du an gelben Schildern mit einer schwarzen Eule.
Im Zweifel: Nachfragen – aber vorher!
Wenn du unsicher bist, ob du einen Stein mitnehmen darfst, hilft dir die Touristeninformation vor Ort oder ein Nationalparkzentrum weiter – zum Beispiel das im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl.

Sassnitzer Blumentöpfe – riesen Hühnergötter
Was sind „Sassnitzer Blumentöpfe“?
Ein humorvoller Ausdruck für sehr große Hühnergötter mit einem tiefen Loch – so groß, dass man sie wie einen Blumentopf verwenden könnte. Der Begriff stammt aus Sassnitz auf Rügen und ist unter Sammlern ein augenzwinkerndes Synonym für besonders beeindruckende Fundstücke.
Allerdings gilt auch hier: Ein Sassnitzer Blumentopf ist ein seltener Schatz – und nicht immer zum Mitnehmen gedacht.
Wo findest du Hühnergötter?
Die besten Chancen hast du an steinreichen Stränden mit viel Wellengang:
- Kap Arkona (Rügen)
- Stolper Ort und Zempin (Usedom)
- Strände rund um Sassnitz
Tipp: Nach einem Sturm oder starkem Wellengang steigen die Chancen erheblich!
Ob als Glücksbringer, Souvenir oder einfach stiller Zeuge der Natur – ein Hühnergott erzählt Geschichten von Wind, Wasser und alten Bräuchen. Wenn du an der Küste bist, halte die Augen offen – vielleicht findest du deinen ganz persönlichen Hühnergott.
Aber denk daran: Weniger ist mehr, und Respekt vor der Natur macht den Fund noch wertvoller.
Viel Glück beim Finden – und nicht vergessen: durchschauen, nicht durchbohren (sie splittern)!