... Das Verräterhaus erinnert an die Schlacht 1715 zwischen Preußen, Dänemark und Schweden im Nordischen Krieg bei Groß Stresow


Wiedererbautes Verräterhaus in Stresow auf Rügen
Wiedererbautes Verräterhaus in Stresow auf Rügen
Giebelansicht des Verräterhauses
Giebelansicht des Verräterhauses
Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688–1740)
Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688–1740)
Kuhkoppel am Verräterhaus in Stresow
Kuhkoppel am Verräterhaus in Stresow

Welche historische Bedeutung hatte Groß Stresow auf Rügen?

Groß Stresow, ein Fischerdorf am Greifswalder Bodden, wurde im Jahr 1318 erstmals urkundlich erwähnt. Geschichtliche Bedeutung erlangt der Ort aber erst 400 Jahre später: Am 15.11.1715 fand in Groß Stresow eine Schlacht der schwedischen Truppen unter Führung des Schwedenkönigs Karl XII gegen die vereinten Streitkräfte der Preußen und Dänen statt.

Es gelang Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der als Alter Dessauer bekannt wurde, diese Schlacht des Großen nordischen Kriegs gegen Schweden zu gewinnen und die Insel Rügen zurückzuerobern. Rügen wurde seit 1648 von der schwedischen Krone regiert. Als Ergebnis der Friedensschlüsse von 1719 übergab Preußen die Insel Rügen trotzdem wieder in die schwedische Herrschaft. Seit 1554 existieren nordische Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum (Dominium maris Baltici), der letzte endete 1721. Die Schlacht bei Groß Stresow war Teil dieses letzen Krieges.

Wozu dient das Verräterhaus in Groß Stresow?

Das wiedererbaute Verräterhaus in Stresow
Das wiedererrichtete Verräterhaus in Stresow

Das originale Haus hätte dem Fischer und Groß Stresower Johan Meußling gehört. Als die Streitkräfte aus Preußen und Dänen im Jahr 1715 von See her anlandeten, soll er auf seinem Dach mit dem Bettlaken gewunken haben: Das Laken hätte der Flotte des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. den Weg durch den Rügischen Bodden gewiesen. Die Schweden wurden damals nur vorübergehend von Rügen vertrieben und mit Rückkehr erhielt das Haus des schwedenfeindlichen Stresowers den Beinamen Verräterhaus.

Das Stimmungsbild unter den Bewohnern drückte Anna Rink in einem ihrer Gedichte aus:

Es liegt ein Haus am Strande, um das die Dornen steh´n, vom ärmlichen Gewande ist nur das Dach zu seh´n.
Gestrüpp verdeckt die Fenster, man ahnt ihr Dasein kaum; als hausten da Gespenster im alten, öden Raum.
Einst gab vom Dach aus Kunde dem Feind man auf dem Meer, dass in der Bucht zur Stunde die Landung möglich wär.
Verrat am eigenen Lande verübt um Judaslohn! Verrat! Du Wort voll Schande sprichst Heimattreue Hohn!
Und wenn's den Täter reute, das löscht die Schmach nicht aus: Mit Fingern zeigts noch heute man aufs Verräterhaus.

Das ursprüngliche Verräterhaus wurde leider vor zirka 30 Jahren abgerissen. Allerdings errichteten Stresows Dorfbewohner in Eigenleistung ein neues Verräterhaus an alter Stelle – ein rügentypisches Gebäude mit Fachwerk, Rohrdach und gemauerten Wänden aus alten Ziegelsteinen. Sie wollen damit die Geschichte ihres Ortes wieder anschaulich machen. Inselgäste und Einheimische sollen über diesen Bau stolpern und neugierig werden.

Wen zeigt die Statue beim Verräterhaus in Groß Stresow?

Auf dem Grundstück des heutigen Museums steht die überlebensgroße Statue des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. (1688–1740). Sein Nachfahre Friedrich Wilhelm IV. ließ 1855, zum Gedenken an den Sieg über Schweden und zum eigenen Geburtstag (60ster), eine der Preußensäulen auf einer Anhöhe in Stresow einweihen.

Wegen drohender Einsturzgefahr wurde die 15 Meter hohe Stresower Preußensäule im Jahr 1991 wieder demontiert. 23 Jahre vergingen bis die letzte der beiden Preußensäulen im Jahr 2014 erneut aufgestellt wurde. Möglich wurde dies durch den 1993 gebildeten Verein zur Erhaltung der Preußensäulen des ehemaligen Landkreises Rügen und durch zahlreiche Spenden.

Wo liegt das Verräterhaus in Stresow auf Rügen?